Die Sagenumwogene Stadt

EselbrunnenDer sagenhafte Alterungsprozess dieser dynamischen Stadt, ist nicht allein durch amtlichen Schriftkram, sondern auch durch sagenhafte Quellen zu belegen. Eine Sage erklärt beispielsweise die Entdeckung der Salzquellen, ohne die es Halle gar nicht gäbe. Danach hat sich ein Schwein im Schlamm gewäzt und als es wieder trocken war, fiel dem Hirten die ungewöhnliche helle Dreckkruste auf der Haut des Tieres auf. Er kostete den Schlamassel und wusste endlich was er in seiner Suppe immer vermisst hatte. Die auch heute noch sprichwörtliche Sauberkeit der Stadt ist allerdings nicht auf diese Über-lieferung zurückzuführen. Dass fast alle historischen Salzstädte eine ähnliche Legende zu bieten haben, verschweigt der heimatkundlich interessierte Hallenser gern.

EselbrunnenDie weitere Stadtgeschichte ist ebenfalls gespickt mit Sagen. So half beispielsweise der Teufel dabei, eine Lücke in der Stadtmauer zu schließen. Weil nämlich im städtischen Haushalt ebenfalls eine Lücke klaffte, nütze allein der Ruf Die Mauer muss her! nicht viel. Also wurde Baudezernent Satan beauftragt. das fehlende Teilstück am Rannischen Tor fertig zu stellen und zwar innerhalb von drei Tagen. Als Gegenleistung verlangte er, daß ihm zwei Kinder überlassen würden. Da sich niemand sonst an der Ausschreibung beteiligt hatte, nahm die Behörde das Angebot an, zumal der Baumeister nur von Sonnenuntergang bis zum ersten Hahnschrei baggern durfte und es also tagsüber nicht zu Staus kam. Als er am dritten Morgen gerade den Schlussstein heranschleppte, ließ der Abt des Franziskanerklosters seinen dressierten Hahn vorzeitig krähen. Daraufhin warf der Teufel mit Steinen wild um sich, schmiss noch ein paar Müllcontainer um und verschwand aus der Stadt, um der Vertragsstrafe zu entgehen. Dass einige Geschosse später als Pflastersteine für den unteren Boulevard verwendet wurden, ist ebenfalls eine Sage, allerdings eine andere. Überhaupt ist die Geschichte der Stadt Halle eine Geschichte mangelhafter Zustände von Straßen und Wegen. Die Steinerne Jungfrau ist nur deshalb erstarrt, weil sie nicht durch eine Pfütze waten wollte. Sie hatte ein paar wohl recht harte Brotlaibe bei sich und legte die in den Schlamm, um trocken ans andere Ufer zu kommen. Für diese Verfehlung wurde sie vom allerhöchsten Bos der Initiative Brot für die Welt in einen Stein verwandelt. Deshalb steht sie noch heute nördlich der Dölauer Heide.

Unpassierbar war auch die Straße, auf der vor ein paar Jahrhunderten der Kaiser die Stadt erreichen wollte. Während OB Jubelkollektive, Eierwerfer und Journalisten auf den Staatsgast warteten und warteten, war der schon längst auf einer überraschend gut ausgeschilderten Umleitung in die Stadt gelangt und wartete seinerseits auf den Staatsempfang durch Ob, Jubelkollektive, Eierwerfer und Journalisten - der Esel. Das Empfangskomitee hatte extra Rosen aus Tirol kommen lassen und damit die Schlaglöcher zugestopft. Auf dieser Protokollstrecke kam aber in Begleitung seines Müllerburschen ein anderer Esel, der an Schlaglöcher ohnehin gewöhnt war. Immerhin hatte die Stadt so die Fördermittel für den Straßenbau sinnvoll eingesetzt.

Böllberger MüllergrabAuch nur eine Sage ist der Streit dreier potenzieller Investoren für die Böllberger Mühle. Die tödlich endende Auseinandersetzung um die Müllerin und ihre schöne Immobilie belegen drei Steine, das sogenannte Böllberger Müllergrab. Auch Giebichenstein hat seine Sagen. Die bekannteste handelt von Landgraf Ludwig, dessen Beiname lediglich ein bisschen umgedeutet wurde. Und schon hatte man die Sage vom Turmspringer, lange vor der Eröffnung des Nordbads. Gerade diese Story halten manche sogar für eine historisch belegte Wahrheit. Warum eigentlich nicht, wer's glaubt feiert auch sagenhafte Stadtjubiläen. Das Böllberger Müllerlied